Menschen kann man țten РIdeale sind unsterblich

«Seid vor allem immer fähig, jede Ungerechtigkeit gegen jeden Menschen an jedem Ort der Welt im Innersten zu fühlen. Das ist die schönste Eigenschaft eines Revolutionärs!» Um die Mittagszeit des 9. Oktober 1967 wurde Ernesto Guevara de la Serna, genannt Che, auf US-amerikanischen Befehl in Bolivien ermordet, doch Che lebt weiter!

«Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich bereit sein, mein Leben für die Befreiung eines Lateinamerikanischen Landes zu geben, ohne dafür von jemandem etwas zu verlangen, ohne etwas zu fordern, ohne jemanden auszubeuten.»

Mit diesem einen Satz sagte Che mehr über sich, als es je ein Biograph in einem 1000-Seiten-Wälzer zu machen vermag. Dass diese Zeilen nicht geheuchelt und gelogen sind, davon konnten wir uns oft genug überzeugen.

Und dabei war Che nicht immer politisch interessiert und radikal in seinen Ansichten. Als Jugendlichen haben ihn Reisen, Literatur und Sport mehr interessiert als Studentenproteste. Allerdings wusste Che schon damals die Bedeutung von Worten wie ‚Protest‘ oder ‚Demonstration‘ für sich zu definieren. Als einmal ein Freund, ein Student Namens Alberto Granadas bei einer Demonstration verhaftet wurde und aus dem Gefängnis zu weiteren Demonstrationen aufrief, soll der 15-jährige Ernesto gesagt haben: «Auf die Strasse gehen um mich von der Polizei nieder knüppeln zu lassen? Ich beteilige mich nur, wenn mir jemand einen Revolver in die Hand drückt.»

Erst nach dem abgeschlossenen Medizinstudium begann Che sich richtig für Politik zu interessieren. Auf seinen vielen Reisen sah er alle Facetten Lateinamerikas – unendlich viel Leid, Indios, die seit Jahrhunderten unterdrückt wurden, Menschen, die ihre ganze Arbeitskraft an die «United Fruit Company» verkauften, einen Konzern der gleichbedeutend war für den US-Amerikanischen Imperialismus und Ausbeutung, ganze Völker, die vom Koloss im Norden förmlich erdrückt wurden.

Mit der Revolution kam Che zum ersten Mal 1954 in Guatemala in Berührung. Der dort rechtmässig gewählte Präsident Jacobo Arbenz Guzman, der einen demokratischen Reformkurs einschlug, musste scheitern, als eine von der CIA finanzierte Söldnertruppe in Guatemala einfiel und die gewaltlose Revolution zum Stillstand brachte. Che erinnerte sich später: «…als ich noch Medizin studierte, zählten die meisten Auffassungen, die ich heute (1960) Revolutionär habe, noch nicht zu meinen Idealen. Ich wollte damals einfach Erfolg haben. Ich träumte ein berühmter medizinischer Forscher zu werden, und auch davon, unermüdlich zu arbeiten, um etwas zu entdecken, das wohl der Menschheit nutzen könnte, mir persönlich jedoch zu glänzendem Erfolg verhelfen sollte.«

Offenbar hatte Che dann entschieden, nicht den weg des Arztes sondern den des Revolutionärs einzuschlagen. Unter anderem hatte er bereits damals eine Reihe klassisch-marxistischer Werke gelesen, die mitunter massiven Einfluss auf ihn zu hatten. Ches Wandlung zum revolutionären Marxisten vollzog sich dabei sicherlich bei seinen Aufenthalten in Guatemala und später in Mexico. Dort kam er mit der Revolution in Berührung, dort traf er zum ersten mal Exilcubaner und begann sich für deren Vorhaben zu interessieren.

Die nächste Etappe in Ches politischer Reife war das Zusammentreffen mit dem cubanischen Anwalt Fidel Castro. In ihm und der Cuba-Sache fand Che die Möglichkeit seine Ideale zu verwirklichen und seine revolutionären Ideen in Taten umzusetzen.

Nach dem schliesslich geglückten Befreiungskampf in Cuba begann die Guerrilla mit Säuberungsaktionen an ehemaligen Beamten der Batista-Regierung. Dabei wurden die Feinde der Revolution auf Verdacht ohne Verurteilung exekutiert. Nicht wenige dieser Erschiessungen soll Che persönlich vorgenommen haben, was vor allem für die Yankee-Propaganda ein Grund war, Che als ‚kaltblütigen Mörder‘ entlarven zu wollen.

Ungefähr zu dieser Zeit war er dabei seine Erfahrungen und Theorien zu Papier zu bringen. Eines der Ergebnisse dieser Bemühungen ist das 1960 erschienene ‚La guerra de guerillas‘ [Der Guerrillakrieg]. Ausgangspunkt der Doktrin, die Che darin formulierte, war:

«Die Möglichkeit des Triumphs der lateinamerikanischen Volksmassen ist klar vorgezeichnet durch den Weg des Guerrilla-Kampfes, gestützt auf die Bauernarmee, das Bündnis der Arbeiter mit den Landbewohnern, die Niederlage des (regulären) Heeres in einer frontalen Begegnung, die Einnahme der Stadt vom Land her und der Auflösung der Feindtruppen als erste Etappe der vollständigen Zerreissung des Vorbaues der ehemaligen Kolonialgewalt.»
Che versuchte darin nachzuweisen, dass die folgenden drei Lehren, die sich im Cuba-Kampf als wirksam erwiesen, sich auch in allen anderen Staaten anwenden lassen:

  1. Die Kräfte des Volkes können einen Krieg gegen das (Regierungs-) Heer gewinnen.

  2. Nicht immer braucht man darauf zu warten, dass alle Revolutionsbedingungen gegeben sind.
    Der Aufstandsherd kann sie selbst schaffen.

  3. Im unterentwickelten Lateinamerika muss grundsätzlich das Land Schauplatz der
    bewaffneten Auseinandersetzung sein.

Was Che hier beschreibt, ist lediglich als Vorphase des Befreiungskampfes gedacht. Die Entwicklung sollte sich dabei nach dem cubanischen Vorbild richten: eine kleine Schar von Kämpfern beginnt den Kampf abseits der Bevölkerung in einem abgelegenen und schwer zugänglichen Gebiet. Die Soldaten des regulären Heeres, die selber aus den unteren Schichten der Bevölkerung stammen, beginnen überzulaufen, was wiederum zu einem Schneeballeffekt führt. Dies alles verbunden mit Sabotage, Streiks, Demonstrationen und anderen Kampfformen in den Städten soll zum endgültigen Sieg gegen die unrechtmässige Regierung führen.

Obwohl er nach diesem Muster begonnen wurde, ist der revolutionäre Kampf im Kongo kläglich gescheitert. An der Planung ist das Unternehmen jedoch nicht gescheitert, Cuba schickte 125 Guerrilleros, die UdSSR lieferte die Waffen und das gesamte Unternehmen wurde von Fidel Castro mitiniziert. Und doch scheiterte der Kampf im Kongo, Ches Theorien wurden zum ersten Mal durch die Realität in Frage gestellt.

Im ‚Guerrillakrieg‘ schrieb Che «Nur eines gestattet die Geschichte nicht: Die Theoretiker und Akteure der Politik des Proletariats dürfen sich nicht verrechnen.»

Angesichts des gescheiterten Kongo-Unternehmens hätte Che die Exklusivität seiner Guerrilla-Doktrin auf Cuba erkennen müssen. Interessanter Weise hat er dies aber jedoch nicht erkannt oder nicht beachtet. Denn anstatt seine Doktrin flexibel zu modifizieren, sie an bolivianische Verhältnisse anzupassen, führte Che den revolutionären Kampf mit den gleichen Mitteln und Methoden in Bolivien weiter.

Ein wichtiger Grund für das Scheitern des Bolivien-Unternehmens ist sicherlich der nationale Aspekt. Es verletzte das Nationalgefühl vieler Bolivianer, die nicht einsehen wollten oder konnten, dass Cubaner unter argentinischer Führung ihnen die Freiheit schenken wollten und zu diesem Zweck gegen die Regierung kämpften. Auch verweigerten die bolivianischen Kommunisten den Revolutionären ihre Hilfe. Und Hilfe hatten die Revolutionäre, wie man dem „Bolivianischen Tagebuch“ entnehmen kann, gebraucht, doch auch die Landbevölkerung, die für den Guerrillakrieg so wichtigen Bauern verwehrten den Revolutionären aus Angst ihre Hilfe.

Scheitern? Keineswegs. Obwohl das Unternehmen Bolivien vorerst scheiterte, starb Che aufrecht Und mit offenen Augen, denn er wusste, dass nur eine Schlacht und nicht der Krieg verloren war. Er wusste, dass nach ihm andere kommen würden, um für die geknechteten Völker dieser Welt zu kämpfen.

Menschen kann man țten РIdeale sind unsterblich.

Quelle und weitere Infos zu Che unter: http://www.cheguevarasite.de/ zu finden.