70 Jahre Partei der Arbeit – ein Grund zum Feiern!

Flyer 70-Jahre-PDAS-Festival
Medienmitteilung

Am 29. und 30. August feiert die Partei der Arbeit der Schweiz in Le Locle ihren 70. Jahrestag.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden verschiedene politische Gruppierungen, die sich «Partei der Arbeit», «Parti ouvrier et populaire» (Arbeiter und Volkspartei) «Parti ouvrier paysan» (Arbeiter und Bauerpartei) nannten. Am 21. April 1944 schlossen sich diese Gruppierungen zur  «Föderation der Partei der Arbeit der Schweiz» zusammen. Am 14. und 15. Oktober des gleichen Jahrs fand im Zürcher Volkshaus der Gründungskongress der «Partei der Arbeit der Schweiz» (PdAS) statt. Mit der PdAS entstand eine Partei des sozialen Kampfes und der gesellschaftlichen Transformation. Dies nachdem in den 1930er Jahren die Sozialistische Jugend der Schweiz (SJS), die Sozialistische Föderation der Schweiz (SFS), die Kommunistische Partei der Schweiz (KPS), die gesamte Linke Presse und sämtliche weiteren Ausdrucksformen linker Opposition verboten worden waren.

Die PdAS wurde durch diese AktivistInnen gegründet, die vom politischen System ausgeschlossen wurden. Der erste Präsident der neu gegründeten Partei war Léon Nicole. Er war der Präsident der Sozialistischen Föderation der Schweiz, die vom Parlament verboten worden war. Als Sekretär wurde Karl Hofmaier gewählt. Er war zuvor Sekretär der KPS und auch einige Jahre in der Illegalität, nachdem die KPS ebenfalls verboten wurde.

Die Herausforderungen von heute

Die gesellschaftliche Entwicklung hat sich rasant beschleunigt. Der Zusammenbruch der autoritären Staaten in Osteuropa hat die Weltordnung völlig verändert. Die kapitalistischen Gesellschaften befinden sich in einer tiefen Krise: Eine unsoziale gesellschaftliche Entwicklung, die neue Armut und Massenarbeitslosigkeit für viele Menschen rund um den Globus,  sowie der dramatische Verlust kritischen Denkens und Analysierens, der Ethik und des Kulturlebens zeichnen die heutige kapitalistische Krise aus. In dieser Situation formieren sich die Kräfte des Kapitals und des Marktes  überall neu und versuchen so unter der Last von Schulden und Elend Alternativen zur kapitalistischen Logik  und Herrschaft zu ersticken.

Umso mehr wollen wir heute – in einer Zeit, in der der Marxismus und die sozialistischen Idealen von vielen und vielerorts für tot erklärt werden – mehr denn je entschlossen Gegensteuer gegen die herrschende Ideologie zu geben und eine andere, sozialistische Reflexion  und politische Praxis  zu entwickeln.

Dies verpflichtet uns auch dazu, über unsere eigene Geschichte und die Grundlage unserer politischen Praxis nachzudenken. Eine Grundlage, die nicht mehr jene aus dem Kalten Krieg ist und sein kann. In einer Gesellschaft, die sich in rasantem Wandel befindet, besteht die Herausforderung in der Fähigkeit tiefgreifende und konsequente fortschrittliche Alternativen neu zu denken. Und dies nicht nur bedingt durch die Umbrüche in der Geschichte des Sozialismus, sondern auch und vor allem durch die epochalen Veränderungen in der Gesellschaft. Diese ständige Entwicklung unserer Identität müssen wir mit den Erfahrungen jener fortschrittlichen, politischen Kräfte bereichern, die seit Jahrzehnten so wie die PdAS für eine echt demokratische Gesellschaft kämpfen. Wir lehnen konsequent jene Form der «Demokratie» ab, die weltweit den Hungertod von Millionen von Menschen zulässt. Dazu kommen die Erfahrungen jener politischen Kräfte und Personen, die sich für ein ökologisches Gleichgewicht einsetzen, für den  Einklang von Natur und Mensch, von dem das Überleben der Menschheit und des Planten abhängen. Zwingend notwendig dazu ist, dass der kapitalistische Raubzug auf die Natur beendet (wird) und eine solidarische und gerechte Verteilung der vorhandenen Naturressourcen vorgenommen wird, damit für alle Menschen auf dem Planeten die Grundbedürfnisse gedeckt werden können.

Wir wollen für die Zukunft handeln und nicht nur die Aktualität verstehen und sie verwalten. Und wir wissen heute mehr denn je, dass so ein gesellschaftliches Projekt sich nur ohne Dogmen entwickeln kann, denn diese führen das Denken in die Sackgasse, blockieren die Aktivitäten und töten die Vorstellungskraft.

Und in der Schweiz ?

In der Schweiz zeigt unter anderem die tiefe Wahlbeteiligung das Desinteresse der Bevölkerung an der Politik. Welche Verantwortung tragen die Parteien für diesen Missstand? Wir stellen fest, dass die Parteien im Dienste ganz spezifischer Interessen der Wirtschaft stehen und/oder  einzelne soziale Klassen und Schichten vertreten. Jeder verteidigt bloss seine Interessen. Politische Entscheidungen werden ausgehend von Partikularinteressen gefällt, auch wenn in den  Diskussionen der Anschein vermittelt wird, im Interesse aller zu handeln. Was jedoch wirklich zählt, ist die Stärkung und Verankerung der Macht im Interesse eines kleinen Teils der Bevölkerung. Auf der Strecke bleibt die grosse Mehrheit, welche sich so von den politischen Diskussionen entfernt. «Die da oben tun eh, was sie wollen» ist eine Feststellung, die man in der Bevölkerung oft hört, welche das aktuelle politische Geschehen prägt.

Wie könnte die Antwort auf diese Situation sein? Sind die Schweizer Demokratie und ihr politisches System verbesserungsfähig? Und als Konsequenz, wie könnte die Rolle der Parteien neu gestaltet werden? Ein Weg führt über den Ausbau der demokratischen Partizipation, über den Einbezug der breiten Bevölkerung bereits bei der Meinungsbildung. Demokratie ist weit mehr als ein Ja oder Nein bei Volksabstimmungen. Sämtliche wichtigen und weittragenden politischen Vorlagen und Entscheidungen müssen in öffentlichen Diskussionen thematisiert werden. Dies nicht um die Bevölkerung von einer bereits von wenigen PolitikerInnen vorgefassten Meinung zu überzeugen, sondern damit möglichst viele Menschen bei der Entscheidungsfindung direkt einbezogen werden. Ein kleines Beispiel: Seit gut zwei Jahren verhandelt die Eidgenossenschaft mit den USA, der EU und weiteren 17 Staaten über das Freihandelsabkommen «TiSA». Auf dem Spiel steht dabei die völlige Liberalisierung im Bildungs- und Gesundheitswesen. Kommt das Abkommen zustande, wird es weitgehende Folgen für die Betroffenen der beiden Branchen haben und für die gesamte Bevölkerung. Die Verhandlungen finden jedoch hinter verschlossenen Türen statt. Was hat dies mit Demokratie zu tun?

Doch wir stellen fest, dass in der Tendenz die Politik sich weiter von den Menschen entfernt: Verlängerungen der Legislaturperioden, Reduzierung der Zahl der ParlamentarierInnen, Fusionen von Gemeinden und Bezirken zeugen davon, dass sich die Politik immer mehr «professionalisiert». Zu behaupten, dass dem politischen Desinteresse mit dem Abbau jener Institutionen entgegen gewirkt werden kann, die für die Politik zuständig sind, ist wie den Preis des öffentlichen Verkehrs zu erhöhen, weil dieser zu wenig benützt wird. Jene, die solche Massnahmen vorschlagen, glauben, dass die Probleme mit gesteigertem Tempo, Straffung und Effizient der Parlamente gelöst werden können. Doch, soll die Zukunft der Menschen von den Partikularinteressen und der Logik der Privatwirtschaft abhängen, die nur an den eigenen Profit denkt und entsprechend handelt?

Wir sagen Nein! Unser Ziel ist eine klassenlose Gesellschaft, in der das Leben für alle einen Sinn erhält, in der Herrschaft und Entfremdung aufgehoben sind und das ökologische Gleichgewicht wiederhergestellt ist. Diese Gesellschaft wird von den Werten der Gleichberechtigung, der gegenseitigen Achtung, des Friedens und der Freiheit von Zwang und Not bestimmt sein. In diesem Sinne sind wir auch nach 70 Jahren eine revolutionäre Partei, die sich von allen anderen politischen Parteien der Schweiz unterscheidet.

Partei der Arbeit der Schweiz
Ende August 2014

 

Programm:

Freitag, 29. August

19:00 Begrüssungsansprache

19:30 Konzert: JAM BONALOS, Partysound

21:30 Konzert: RAKACHAN, Kubanische Musik

23:00 Konzert: LES PETITS CHANTEURS À LA GUEULE DE BOIS, Französische Chansons, Punk-Musette

Samstag, 30. August

14:00 Diskussionsrunde: DAS HELVETISCHE WOHLSTANDSMODELL

16:15 EHRUNG der Genossinnen und Genossen der Gründungsgeneration

17:00 Diskussionsrunde: EUROPA IN DER KRISE; WELCHE ZUKUNFT FÃœR DEN KONTINENT?

19:30 Konzert: DARLLY MAIA TRIO, Brasilianische Volksmusik

21:30 Konzert: AURELIANO MARIN, Tango

23:00 Konzert: I SKARBONARI, Partysound, Ska

 

Stände, Animation, Musik und Verpflegung während dem Fest