Warum die Jakobinermütze? Ein Blick in die Geschichte.

pdas.pngWas steckt hinter dem Symbol der Partei der Arbeit? Hier die Antwort aus der «Information», dem Mitteilungsblatt des Sekretariats der Partei der Arbeit der Schweiz vom 5. September 1945: «Unsere Partei wählte die Jakobinermütze, ein Symbol der Grossen Französischen Revolution, zu ihrem Parteiabzeichen. Sie wählte dieses Symbol, weil es Schweizer Söldner im Dienste Ludwig XVI. waren, die die rote Mütze der Galeerensträflinge zur Mütze der Jakobiner, der entschlossensten Revolutionäre von 1789 machten. Das kam so:Als am 10. August 1792 das Volk von Paris gegen die Tuilerien, die verhasste Residenz von Ludwig XVI. stürmte, waren es Schweizer Söldner, die den König verteidigten. Aber es gab in französischen Diensten auch andere Schweizer, Söldner, die sich im Kampfe zwischen Tyrannenherrschaft und Freiheit auf die Seite der Freiheit schlugen. Es waren jene Soldaten des Regiments Châteauvieux, die sich am 14. Juli 1789, als das Pariser Volk die Bastille stürmte, geweigert hatten, auf das Volk zu schiessen.

Der König wies das Regiment aus Paris aus und verschickte es nach Nancy. Im Regiment stahlen die Herren Offiziere den Soldaten die Verpflegung und hielten ihnen den Sold zurück. Deshalb gelangten die Schweizer mit einer Eingabe an die Nationalversammlung, ihnen den Sold auszubezahlen. In den Habersäcken zweier Soldaten, L’Isle und Emery, wurden Abschriften dieser Eingabe gefunden. L’Isle und Emery  wurden zum Spiessrutenlaufen verurteilt, man schor ihnen die Köpfe und warf sie ins Gefängnis. Aber das Volk von Nancy befreite die Eingekerkerten. Das Schweizer-Regiment erhielt den Befehl nach Saarlouis abzumarschieren; da verweigerte es den Gehorsam. Die Bevölkerung von Nancy und zwei französische Regimenter stellten sich auf die Seite der rebellierenden Schweizer. Der König sandte Soldaten nach Nancy, um den Aufstand niederzuschlagen. Es kam zum Strassenkampf, in dem das um seine Freiheit kämpfende Volk Hunderte von Toten hatte; das Regiment Châteauvieux verlor die Hälfte seines Bestandes.

Die Rache des Königs war furchtbar. 143 Schweizer wurden zu härtesten Strafen verurteilt, 23 gehängt, 41 auf Galeeren geschickt, unter ihnen ein Arzt, der es gewagt hatte, Verwundete zu pflegen; der Genfer Bürger Soret wurde aufs Rad geflochten. Noch im Sterben rief er: «Vive la Nation!»

Auf der Seite der Jakobiner

Die regierenden Herren in der Schweiz, die aus dem Export von Menschen Kapital schlugen, verboten den Verurteilten die Rückkehr in die Heimat und beglückwünschten den französischen König zu seinem grausamen Vorgehen.

Indessen nahm das französische Volk sein Geschick in eigene Hand. Die Verfassung von 1790 brachte die Amnestie der politisch Verurteilten, darunter auch die 41 zur Galeere verurteilten Schweizer. In der Uniform der Nationalgarde, die rote Mütze der Galeerensträflinge auf dem Haupt, marschierten sie im Triumphzug nach Paris. Das Volk jubelte ihnen zu und geleitete sie zum Stadthaus, wo sie von der Gesetzgebenden Versammlung empfangen und in den Sitzungssaal geleitet wurden. Sie nahmen – die Galeerenmützen auf ihren Häuptern – zur Seite der Jakobiner Platz. Die befreiten Schweizer schwuren dem Volke die Treue. Franzosen trugen ihre Ketten und umwanden die Sträflingsmützen mit Lorbeer. Die Menge geleitete sie durch die Strassen zum Marsfeld, wo ihnen zu Ehren ein Freiheitsfest abgehalten wurde. Hier wurden die Schweizer von einem Landsmanne, dem aus dem neuenburgischen Boudry gebürtigen Arzt und grossen Jakobinerführer Jean Paul Marat, begrüsst. Auch er trug die rotwollene Mütze.

So wurde die rote Mütze der Galeerensträflinge durch die solidarische Haltung der Schweizer Söldner zur Mütze der Jakobiner. Darum ist die Jakobinermütze nicht nur ein Symbol der Französischen Revolution, sondern auch ein Symbol der Schweizer, die entschlossen und mutig in der Heimat und in der Fremde für Recht und Freiheit gestritten haben und derjenigen, die heute unter der Fahne der Partei der Arbeit diesen Kampf zu Ende führen.