Für die Rechte der Lehrlinge!

Die Kommunistische Jugend hat mehr als 2000 Unterschriften für die Rechte der Lehrlinge gesammelt!

Die 2-jährige Lehrlingskampagne der Kommunistischen Jugend neigt sich dem Ende zu. Häufige Präsenz an den Berufsschulen, Umfragen und Erfahrungsberichte waren für die Optimierung der Analysen erforderlich. Die KJS fordert mit der Petition «Mehr Rechte für Lernende»,  konsequente Kontrollen der Lehrverhältnisse durch die Kantone und Gewerkschaften sowie eine bessere Aufklärung über die Rechte der Lernenden in den Berufsschulen. Zusammen mit der Mutterpartei PdAS Motionen in verschiedenen kantonalen Parlamente eingereicht.

Schwächelndes hochgelobtes Lehrstellensystem

Das duale Bildungssystem der Schweiz wird viel gelobt, unter anderem, da sie im Vergleich zu anderen Bildungssystemen zu einer geringeren Arbeitslosenquote im Jugendalter führt oder „die ersten Stufen zur Karriereleiter“ bietet. Gerade in den letzten Jahrzehnten steigt aber auch für Personen mit einer abgeschlossenen Lehre das Arbeitslosenrisiko sowie die Chance, nach dem Abschluss in schlechten Beschäftigungsverhältnissen zu landen, oder nur Anlehren und Praktikas zu bekommen. Aber auch schon während der Lehre sind viele Lernende mit Stress konfrontiert. Überstunden, ausbildungsfremde Arbeit, geringer Lohn und geringe Wertschätzung gehören für viele Lehrlinge zum Alltag. Ebenso sexuelle Belästigung und Mobbing am Arbeitsplatz, wovon unsere Befragten berichteten.

Als Resultat der Krise treiben Angst und steigende Arbeitslosigkeit die jungen Menschen dazu, sich so schnell wie möglich in eine Ausbildung zu stürzen. Der magere Ausbildungslohn und die Anforderungen werden nicht in Frage gestellt oder sogar als Motivation angesehen.

Wie soll sich also das duale Bildungssystem trotz den oben erwähnten Zuständen attraktiv halten? Um genau gegen diese Katastrophe anzukämpfen richtete sich die erste nationale Kampagne der KJS den Lehrlingen.

Welches Gesetz regelt nun meine Rechte?

Lea Aligizakis: “Auszubildende, oft junge Menschen am Ende der Schulpflicht, haben keine Ausbildung über ihre Rechte am Arbeitsplatz oder in einer gewerkschaftlichen Organisation. In seltenen Fällen, wie z.B. im Baugewerbe in einigen Kantonen, sind die Gewerkschaften befugt, einmal während der Ausbildung bei den Lehrlingen zu intervenieren – in Zusammenarbeit mit den Arbeitgebenden, im Rahmen von gleichrangigen Ausschüssen. Deshalb ist es wichtig, den eingeschränkten Zugang der Auszubildenden zu diesem Basiswissen anzuprangern sowie die Schwierigkeit für die Gewerkschaften, dieses Wissen weiterzugeben – ganz zu schweigen von der Zensur, die durch die Sozialpartnerschaft entsteht.” Die soll nicht heissen, dass die Gewerkschaften in der Schweiz ihre Aufgaben für die Rechte der Arbeiter:innen immer gut und konsequent wahrnehmen. Aligizakis warnt: “In diesem Zusammenhang muss auch das GAV-System kritisiert werden. Als Ergebnis von Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebenden gelten die Vereinbarungen für einen Tätigkeitsbereich in einem bestimmten geografischen Gebiet und können für Unternehmen in diesem Bereich verbindlich sein oder auch nicht. Obwohl dieses System die Arbeitsbedingungen in vielen Sektoren verbessert und damit zu einem Instrument der Gewerkschaftspolitik wird, erschwert es gleichzeitig diese politische/rechtliche Arbeit. Aufgeteilt auf verschiedene GAVs sitzen die Arbeiter:innen nicht alle im selben Boot, was zu Spannungen führen kann. Ausserdem sind Auszubildende nur selten und nur bei bestimmten Artikeln dabei. Die Komplexität des Systems ist daher ein grosses Hindernis für das Verständnis des Gesetzgebungsprozesses.”

Tatsächlich war den meisten Lehrlingen, die wir befragten nicht klar, was eine Gewerkschaft ist oder an wen man sich wenden kann, wenn das Vertrauen an die internen Gremien nicht vorhanden ist. Denn Gründe hätten sie dafür genug. Die Petition stiess auf grosses Interesse unter den Lernenden in den verschiedenen Kantonen. Schlechte Arbeitsbedingungen, miese Löhne und Unvereinbarkeit von sozialem Leben und der Arbeit, zum Beispiel alleinerziehende Mütter in der Lehre, sind eine Realität für die meisten Lehrlinge, wie bei der Unterschriftensammlung vor den Berufsschulen immer wieder zu hören war.

Unsere Organisation sieht es als Pflicht die Widersprüche des Kapitalismus aufzudecken und sich effektiv für die Rechte der Arbeiter:innen und eben genau die der Lehrlinge einzusetzen, welche diese Unterstützung und Bewusstseinssteigerung suchen. Die KJS wird sich daher langfristig für die Rechte der Lernenden einsetzen und Verbesserungen erkämpfen, welche dringend nötig sind.

Kommunistische Jugend
4. Februar 2021