Steigende Arbeitslosigkeit in der Schweiz. Besonders stark betroffen sind die Jugendlichen. Stellungnahme der PdAS!

arbeitslosIm Trubel der Bundesratswahlen ist eine beunruhigende Meldung praktisch untergegangen: Gemäss den Erhebungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) waren Ende November 2015 148’143 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eingeschrieben, 6’874 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stieg damit von 3,3% im Oktober 2015 auf 3,4% im Berichtsmonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 11’591 Personen (+8,5%).

Diese Zahlen geben aber nur einen Teil der Wahrheit wieder, denn im Monat September wurden 3079 Personen ausgesteuert. Diese Personen erscheinen somit nicht mehr in der Statistik der Erwerbslosen, bleiben aber weiterhin ohne Arbeit. Ein billiger Trick, um die Statistik zu verschönern.

Jedes Jahr kommen mehrere Zehntausend dazu. Im 2014 waren es rund 36’000, die ausgesteuert wurden und damit aus der Statistik verschwanden. Laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) findet innerhalb eines Jahrs rund 50 Prozent der Ausgesteuerten wieder eine Arbeit. Dies jedoch meist zu weit schlechteren Arbeitsbedingungen! Bereichsleiter Magnus Fink vom BfS in einem Beitrag auf www.sfr.ch vom 9.Januar 2015: «Es gibt vermehrt Arbeit auf Abruf oder befristete Arbeitsverträge.» Auch ist die Unterbeschäftigung in dieser Kategorie viel höher. Das bedeutet, dass die Leute zwar eine Teilzeitbeschäftigung haben, das Pensum aber gerne erhöhen würden.

Besonders stark betroffen von der Erwerbslosigkeit sind Jugendliche von 15 bis 24 Jahren. Die Jugendarbeitslosigkeit erhöhte sich im November um 244 Personen (+1,2%) auf 20’054. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies einem Anstieg um 1’452 Personen (+7,8%). Im 2015 betrug die Erwerbslosenquote der Jugendlichen im 2. Quartal 6,4%. Die Erwerbslosenquote der Jugendlichen ist rund 1,5 Mal so hoch wie diejenige der gesamten Erwerbsbevölkerung.

Eine berufliche Ausbildung nach der obligatorischen Schulzeit ist für die Zukunft der Jugendlichen von zentraler Bedeutung. Dies wird von niemand bestritten. Trotzdem haben in einem der reichsten Länder der Welt  20‘000 Jugendliche diese Möglichkeit nicht. Das ist beschämend. Hinzu kommt, dass viele Jugendliche, die nach der obligatorischen Schule keine berufliche Lösung finden, sich gar nicht beim Arbeitsamt melden. Die tatsächliche Zahl der arbeitslosen jungen Menschen  ist daher weit höher als jene, die in den offiziellen Statistiken erscheint.

Linkes Gelaber?

Sicher, blickt man ins benachbarte Ausland, steht die Schweiz in Sachen Erwerbslosigkeit sowie Jugendarbeitslosigkeit gut da. So wurde im letzten Quartal des Jahres 2014 die Arbeitslosenquote unter jungen Menschen in den 28 EU-Ländern mit bemerkenswerten 21,4% angegeben, in der Euro-Zone mit 23,2%. In Spanien und Griechenland liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei über 50% . Die im Vergleich tiefen Zahlen in der Schweiz sind jedoch kein Grund zur Beruhigung. Ganz im Gegenteil, denn die Arbeitslosigkeit ist und muss fester Bestandteil neoliberaler Poltik sein; Sie ist somit politisch gewollt. Das Reserveheer (an) erwerbsloser Menschen dient den KapitalistInnen unter anderem dazu, die bestehenden Löhne zu drücken, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und die Gewerkschaften zu schwächen, kurz: Um ihre Profite zu erhöhen. Linkes Gelaber?  Sir Alan Budd, renommierter, liberaler Wirtschaftsprofessor und langjähriges Mitglied der englischen Notenbank beschreibt in seiner Biografie, dass unter Thatcher die Arbeitslosigkeit bewusst erzeugt worden ist, um die Arbeiterklasse zu schwächen und hohe Profite zu realisieren. Er schreibt:  «Viele haben nie (…) geglaubt, dass man mit Monetarismus die Inflation bekämpfen kann. Allerdings erkannten sie, dass der Monetarismus sehr hilfreich dabei sein kann, die Arbeitslosigkeit zu erhöhen. Und die Erhöhung der Arbeitslosigkeit war mehr als wünschenswert, um die Arbeiterklasse insgesamt zu schwächen. […] Hier wurde – in marxistischer Terminologie ausgedrückt – eine Krise des Kapitalismus herbeigeführt, die die industrielle Reservearmee wiederherstellte(,) und die es den Kapitalisten fortan erlaubte, hohe Profite zu realisieren.» (The New Statesman, 13. Januar 2003, S. 21)

An diesem kapitalistischen Mechanismus hat sich bis heute nichts geändert. So hält die Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) in ihrem Wahlprogramm 2015 fest: «Für uns ist die Arbeit ein Grundrecht für alle Menschen, da der gesellschaftliche Reichtum auf Arbeit beruht. Jede Arbeit ist wichtig und gleich viel Wert. Wir wollen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aufheben.» Sie fordert konkret:

  • Die Durchsetzung der Lohngleichheit von Frau und Mann
  • Die Einführung eines existenzsichernden Mindestlohnes von mindestens 4 000 Franken (22 Franken pro Stunde) und einen Mindestlohn für Lehrlinge
  • Die Einführung von Maximallöhnen
  • Die Einführung der 35-Stunden Woche bei vollem Personal- und Lohnausgleich
  • Keine Verlängerung der Ladenöffnungszeiten. Eine gesamtschweizerische Harmonisierung kann nur auf der Grundlage erfolgen, dass die maximale Ladenöffnungszeit elf Stunden pro Tag beträgt
  • Die Abschaffung der prekären Arbeitsverhältnisse. Dies bedeutet konkret den Ausbau des Kündigungsschutzes für alle, das Recht auf Wiedereingliederung am Arbeitsplatz, das Verbot von Leiharbeit und (die Arbeit) auf Abruf
  • Den Ausbau der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz. Dies, indem man die Unternehmen verpflichtet, ihre Verantwortung gegenüber den Arbeiterinnen und Arbeitern zu übernehmen. Die unangemeldeten Kontrollen und die Sanktionen bei Verstössen müssen verstärkt werden
  • Die gesetzliche Einführung von Betriebsräten mit einem vollumfänglichen Mitbestimmungsrecht sowie das Versammlungsrecht der Lohnabhängigen während der Arbeitszeit und das verfassungsmässige Streikrecht.

 

Partei der Arbeit der Schweiz

  1. Dezember 2015

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