Ja, links der SP hat es Platz !

Gavriel Pinson und Norberto Crivelli
Gavriel Pinson (links) und Norberto Crivelli (rechts)

Auf den Tessiner Norberto Crivelli folgt der Waadtländer Gavriel Pinson, der praktisch einstimmig als neuer Präsident der Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) gewählt wurde. Genosse Pinson will die Basis der PdAS auf gesamtschweizerischer Ebene stärken und hält wenig von der Idee, eine neue Partei links der SP zu gründen.

Gavriel, welche Bilanz ziehst du aus dem Kongress?
Der Kongress ist ausgezeichnet verlaufen. Darüber gab es im Vorfeld einige Bedenken, bedingt durch die verschiedenen Positionen innerhalb der Partei. Wir haben viele sehr interessante Diskussionen durchgeführt, die auch die verschiedenen ideologischen Positionen aufgezeigte haben. Aber das stört mich nicht und macht mir auch keine Angst. Im Gegenteil: Ich empfinde es als Bereicherung. Das Wichtigste ist, dass wir gemeinsame Ziele haben und dies hat der Kongress auch klar gezeigt.

Welches sind deine Ziele für die kommenden Monate?
Ich werde für die Stärkung der gesamtschweizerischen Partei arbeiten. Ich habe die Absicht, alle kantonalen Sektionen zu besuchen, was natürlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Ich will mir persönlich einen Überblick über ihre Aktivitäten machen und danach eine Bilanz ziehen. Wichtig ist zu verstehen, welche Beiträge sie zu gesamtschweizerischen Aktivitäten beitragen können. Wobei ich nicht daran glaube, dass die Impulse nur von «oben» kommen können. Wir müssen die Basis der Partei stärken, damit wir das Gebäude aufbauen können. Wichtig ist, dass wir dies auf einem gemeinsamen Nenner tun.

Welche Aktionen plant die PdAS?
Im März haben wir eine nationale Konferenz zur Altersvorsorge durchgeführt. Wir haben dabei beschlossen, an dieser Thematik weiterzuarbeiten und streben eine Stärkung der 1. Säule (AHV) an. Dies durch die Integration der 2. Säule, sprich der Pensionskassen in die AHV. Ideal wäre es, eine entsprechende Volksinitiative im 2015, zwei Monate vor den National- und Ständeratswahlen, lancieren zu können. Priorität hat auch die Problematik der zu viel bezahlten Krankenkassenprämien. Wir wollen Druck auf den Bundesrat und die Gesundheitskommission ausüben, damit die Krankenkassen gezwungen werden, die zu viel bezahlten Prämien den Versicherten wieder zurück zu erstatten. Dies betrifft sieben Kantone, in denen unsere Partei Kantonalsektionen hat. Im Kanton Waadt haben wir eine breite Kampagne beschlossen und werden dabei auch zu einer Demonstration aufrufen. Auch sind wir gewillt, sämtliche juristische Mittel einzusetzen, um unser Ziel zu erreichen. Das ist, ich wiederhole es gerne, die Rückerstattung der zu viel bezahlten Prämien durch die Krankenkassen an die Versicherten. Wir müssen jetzt eine gemeinsame, gesamtschweizerische Aktion planen und durchführen. Das ist ein wichtiger Kampf und sicher ganz im Sinne unserer Partei, die seit je gegen Ungerechtigkeiten kämpft.

Hat es auf nationaler Ebene noch Platz links der SP? Und warum braucht es eine gesamtschweizerische Partei?
Ja, links der SP hat es Platz. Die SP ist eine Partei des Zentrums geworden, auch wenn die welschen Sektionen etwas linker als die nationale Partei sind. Die SP-Bundesräte stehen am rechten Rand innerhalb ihrer Partei. Zur Frage der gesamtschweizerischen Partei: Sie ist fundamental, damit wir uns zu eidgenössischen aber auch zu internationalen Fragen und Problemen äussern können und wahrgenommen werden.

Müssten die Kräfte links der SP nicht zusammengeschlossen werden, wie es die Alternative Linke mehr oder weniger erfolgreich anstrebt?
Zuerst muss doch klar werden, was man unter diesem Zusammenschluss versteht. Ich bin gegen die Gründung einer neuen Partei, welche sämtliche Parteien, Gruppierungen und AktivistInnen links der SP unter einem Hut bringen will und dabei die Differenzen ignoriert. Das heisst, dass ich nicht an eine neue politische Formation glaube, die sämtliche Kräfte links der SP gruppieren kann. Die PdAS hat seit ihrer Gründung im Jahr 1944 ihre eigene Geschichte und Kultur. Darauf müssen wir aufbauen. Das hindert uns aber sicher nicht daran, Wahlbündnisse zu schliessen oder gemeinsame politische Aktionen mit anderen Organisationen durchzuführen, wie wir dies zum Beispiel mit solidariéS im Kanton Waadt machen.

Das Interview ist im Gauchebdo vom 14.September